Beitrag «D’Region»: «Asyl- und Flüchtlingspolitik» im Gespräch
31. Mai 2016 – Beitrag vom 31.05.2016 aus «D’Region» von Helen Käser
Regierungspräsident Hans-Jürg Käser und weitere Persönlichkeiten sprachen über ihre Erfahrungen zum Thema
Die BDP Sektion Untere Emme lud die Bevölkerung zu einem überparteilichen Anlass im Landgasthof Bären in Utzenstorf ein. Das Thema «Asyl- und Flüchtlingspolitik» stösst bei Erwachsenen jeder Partei- oder Konfessionszugehörigkeit auf grosses Interesse – der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. In seinem Referat informierte Regierungspräsident Hans-Jürg Käser (FDP) über die Planung der Kantone und die Zusammenarbeit mit dem Bund in der Asyl- und Flüchtlingspolitik. In seinem Amt als Polizei- und Militärdirektor ist Käser seit zehn Jahren tätig. Zudem präsidiert er seit 2012 die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD), welche für das neue Notallkonzept Asyl verantwortlich ist. Käser sprach über die humanitäre Tradition unseres Landes und wies darauf hin, dass vor 150 Jahren zahlreiche Vorfahren ausgewandert seien, weil hier eine Wirtschaftskrise herrschte und die Menschen unter Armut und Hunger litten. Momentan sei wieder eine Völkerwanderung im Gange, die nicht nur durch Kriege ausgelöst worden sei, sondern auch durch ein enormes Wohlstandsgefälle. Seit Januar verzeichneten wir jedoch Flüchtlingszahlen, die deutlich niedriger seien als im Herbst 2015.
Auch das Publikum kam zu Wort
Während der Podiumsdiskussion wurden vom Publikum diverse Fragen gestellt. Diese drehten sich vorwiegend um das Aufnahmeverfahren, die Angst vor den fremden Menschen und die Kosten, die dabei entstehen. Käser erklärte, dass der Status der Asylsuchenden bereits in grenznahen Zentren abgeklärt und ein Teil von ihnen abgewiesen würde. Danach werden sie in Bundeszentren überführt und befragt. Die Zuteilung auf die Gemeinden folgt in einem weiteren Schritt. Stark zugenommen hätten die Zahlen von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA).
Andreas Hachen, Hauptschulleiter Untere Emme, sprach über seine fast durchwegs positiven Erfahrungen im Schulalltag. Je jünger die Kinder seien, umso schneller fänden sie sich zurecht. Von grosser Bedeutung sei dabei die Integration der Eltern durch Lehrpersonen, Tagesschulangestellte und Freiwillige. Die beiden anwesenden Gemeinderatspräsidenten Lorenz Hess und Beat Linder haben bis anhin wenig Erfahrung mit Flüchtlingen gemacht. Falls ihre Gemeinde Flüchtlinge aufnähme, sei die Aufklärung der Gemeindebevölkerung und das Gespräch zwischen Behörden und Dorfbewohnern von grosser Bedeutung. Damit könne man Ängste abbauen. Paul H. Mori, Sonderbotschafter und ehemaliger Geschäftsleiter der Heilsarmee Flüchtlingshilfe, meinte, dass die Administration nicht genüge, sondern dass es Menschen brauche, die helfen würden. Es sei äusserst wichtig, den Migranten unsere christlichen Werte zu vermitteln und nicht überall das Haar in der Suppe zu suchen. Zahlreiche Publikumsfragen drehten sich um die Finanzen. Die Tatsache, dass ein Asylant pro Tag lediglich CHF 9.50 erhält und sich damit alle Lebensmittel und Hygieneartikel selber kaufen muss, hinterliess eine gewisse Betroffenheit. Das Handy, das jeder Flüchtling besitzt, erregte teils Missfallen. Käser wies darauf hin, dass die Angehörigen dieser Menschen in verschiedenen Regionen lebten und sie darum ihr soziales Netzwerk nur auf diese Weise pflegen könnten. Ein Grossteil dieser Telefone wird von christlichen Organisationen gespendet. Schwierigkeiten bei der Integration fremder Menschen, welche neben der Sprache auch unsere Lebensgewohnheiten und unsere Verhaltensregeln lernen müssen, wurden nicht verschwiegen. Insgesamt zeigte sich eine positive Einstellung und Offenheit der Anwesenden.